Herzlich Willkommen zu unserem Erfahrungsbericht zu unserer ersten CD-Produktion von Grund auf!

Hier erfährst Du, welche Schritte bis zur Veröffentlichung erforderlich sind und kannst daraus vielleicht etwas für Dich und Deine Projekte mitnehmen.

Musikproduzent

Den Anfang machte für uns eine einfache E-Mail, die jedoch den Stein zu unserer ersten CD ins Rollen brachte:

Im Oktober 2018 erreichte uns eine E-Mail eines Tonmeisters und Musikproduzenten, welcher eine Band mit Potenzial suchte und die Interesse an einer guten, aber dennoch bezahlbaren Studio-Platte haben könnte.
Natürlich waren wir sofort Feuer und Flamme, haben interessiert zurückgeschrieben und ein Treffen mit dem Musikproduzenten Stefan Wolharn (den wir wärmsten empfehlen können, https://stefanwolharn.de) vereinbart, in welchem es um die Möglichkeiten einer CD-Produktion ging. 

(Solltest Du auf der Suche nach einem Musikproduzenten in Deiner Stadt sein, wird Deine Suchmaschine sicher fündig. Die Website „backstagepro.de“ könnte jedoch auch hilfreich für Dich sein.)

Planung und erste Kosteneinschätzung

Doch schnell wurde klar, dass die Aufnahme unserer knapp 10 eigenen Songs den Rahmen sprengen würden. Die Kosten sind, im Vergleich zu einer kleineren CD, zu hoch. Im Hinblick auf unser Budget, welches bei einer Band wie unserer natürlich nicht unbeschränkt ist, haben wir uns für die Produktion von 5 Songs entschieden. 

Da vor allem größere Ausgaben gut überlegt sein sollten, bot uns Stefan an, vorab einen Song für kleines Geld zu produzieren. So konnten wir uns ein Bild von seiner Arbeit machen und später mit einem guten Gefühl in die Aufnahmen gehen. 

Das Ergebnis ist unser Song Vision, welches im Dezember 2018 produziert und Anfang Februar 2019 veröffentlicht wurde.
Da wir mit der Testversion des Songs sehr zufrieden waren, haben wir uns nur wenig später ein Angebot bei ihm eingeholt und konnten mit den konkreten Planungen beginnen.

(Beim Angebot hat man sofort einen Eindruck, in welche Richtung die Kosten gehen. Daher vorher die grobe Kostenfrage absprechen und dann ein Angebot einholen. So bist du auf der sicheren Seite.)

Vorarbeit zur Produktion

Anfangs siehst Du vielleicht nur einen Berg voller unerledigten Dinge vor Dir – aber mit kleinen Schritten lassen sich diese erledigen.

Zunächst stand die Auswahl der Songs auf der Agenda. 
Wir hatten uns für „Here we are“, „Thunderstorm“, „Vision“, „Never leave the best“ und „Carry on“ entschieden – die Songs, die in unserem Repertoire die beliebtesten waren.

Im nächsten Step mussten die Songs für die Aufnahme vorbereitet werden.
Gespielt wird mit Klick (um jederzeit den Takt halten zu können) und um das zu gewährleisten, hatten wir die Songs bei uns im Proberaum vorab aufgenommen. Zwar einzeln und in mehreren Takes, aber dafür immer im Takt.

(Die „Vorproduktion“ ist zwingend notwendig. Dabei spielt die Qualität eine untergeordnete Rolle. Es reicht auch , nur die Instrumente aufzunehmen, da das Schlagzeug bei den professionellen Aufnahmen als Erstes aufnimmt. Wer Schlagzeug spielt, weiß, dass es schwierig ist, aus dem Kopf einen Song zu spielen. Und wer professioneller aufnehmen möchte, sollte sich auf professioneller vorbereiten :))

Musikproduktion

EP aufnehmen Studio Laura

War das geschafft, hatte uns Stefan zwei Studios empfohlen, um das Schlagzeug aufzunehmen. Der Empfehlung gefolgt, konnten wir einen Termin mit ihm im Mai 2019 ausmachen.
Insgesamt hatte das Ganze nur einen Abend gedauert, da wir durch intensives Proben im Vorfeld relativ schnell und sicher waren - nun war Stefan mit dem ersten Bearbeiten der Schlagzeugspuren dran. Diese Spuren waren der Grundstein, damit Tim den Bass aufnehmen konnte.

Musik aufnehmen Max und Tim

Im gleichen Monat konnte auch Tim aufnehmen und Max folgte im Juni. Wichtig für Stefan war immer ein Leadsheet, damit er sich vorab ein Bild vom Ablauf machen und während der Aufnahmen die Songs "mitlesen" konnte - bislang hatte er diese ja eher selten gehört.
Nach den instrumentalen Aufnahmen verstrich ein wenig Zeit. Um später ein stimmiges Bild von Instrumenten und Gesang haben zu können, wurde nun genauer bearbeitet. Der nächste Schritt waren die Gesangsaufnahmen. Alle Spuren im Takt und studiotauglich, konnte es losgehen.

CD-Produktion Ermina, Tim und Max

Wie schon kurz erwähnt, gab es für jeden Song ein Leadsheet mit Markierungen, um ersichtlich zu machen, wie genau die Einzelnen Parts des Songs aussehen sollten. Beim Gesang ging es darum, wer von uns welchen Gesangspart übernimmt.
Rot und orange für die Sängerinnen; blau und grün, je nach Kombination zueinander, oder gemeinsam mit Max. Teile des Refrains wurden zudem auch von Laura und Tim mitgesungen. Da Laura leider erkältet war, hatte sie ihre Spuren erst nachträglich im Homestudio aufgenommen, die Stefan später mit den anderen Gesangsaufnahmen zusammengemischt hat.

(Um ein Studio zu finden, fragt Euren Produzenten. Er macht es ja nicht zum ersten Mal und kennt sich bestens aus. Bei den Aufnahmen geht es natürlich um die Aufnahmen und um den Spaß daran. Aber vergesst nicht, dass das Studio und auch der Produzent bezahlt wird. Bereitet Euch gut vor und nehmt konzentriert auf. Das spart nicht nur Zeit, sondern auch Geld; der Spaß wird auf keinen Fall auf der Strecke bleiben ;)
Produzenten sind nicht nur da, um euch bei den Aufnahmen abzumischen; Sie unterstützen Euch, geben Tipps und Verbesserungsvorschläge. Auch wenn Ihr genaue Vorstellungen habt, wie der Song klingen soll, lasst die Meinung des Produzenten mit einfließen. Er hat viel Erfahrung und wohlmöglich ein paar Tipps, bei denen Ihr beim fertigen Song dankbar sein werdet.)

Mastering

Im August waren auch alle Gesangsaufnahmen im Kasten – soweit so gut – nun war es an Stefan, sich jede Spur einzeln anzuhören, kleine Fehler auszumerzen und alles aufeinander abzustimmen. 

Ein fertiger Song? Nein, weit gefehlt! Bis es zum Mastering gehen konnte, wurden unsere Korrekturwünsche einbezogen. Sei es etwas mehr Gain im Solo, oder eine bei den Aufnahmen spontane Gesangsidee doch zu verabschieden. 

Als das geschafft war, kam der nächste und finale Schritt: das Mastering.

(Für Laien kurz erklärt: Der Song nimmt mehr Volumen ein, klingt kräftiger. Den Unterschied hört man als Laie meist auch erst dann, wenn die Songs hintereinander abgespielt werden.) 

Erneute Änderungswünsche unsererseits berücksichtigt, waren die Songs im November fertig. 

Vielleicht erkennst Du Dich ja in folgendem Gedanken wieder…
Wir wollten uns nicht damit begnügen, die Songs auf Spotify und Co. hören zu können – wir wollten eine CD in den Händen halten.
Ja – wie geht so etwas? Gute Frage! Simples “CD pressen lassen” eingeben und Deine Suchmaschine wird fündig!
Durch Lauras Kontakte hatten wir allerdings schnell eine Firma gefunden, welche sowohl die CD, als auch die dazugehörigen Stecktaschen für uns produzierten. 200 Stück – das sollte erst einmal reichen. 

(Zwar nimmt der Anteil an verkauften CDs durch Spotify und Co. immer weiter ab, aber auf dem Merch-Stand ist sie unverzichtbar. Zudem gehört sie zu Euch und lässt sich auch noch Jahre später verkaufen.) 

CD-Produktion

Cover EPIm Voraus ist jedoch wichtig, bei der GEMA eine Auslieferungsgenehmigung zu beantragen sowie die Genehmigung an das Pressewerk zu geben. Dadurch wird verhindert, dass Songs, die man selber nicht geschrieben hat, einfach vervielfältigt werden.

(Einfach mal nach „Auslieferungsgenehmigung GEMA“ suchen.)

Da eine Auslieferungsgenehmigung Zeit braucht und wir, passend zu Weihnachten, gern die CDs in den Händen halten wollten, hatten wir diese schon während des Masterings bei der GEMA eingereicht.

Trotzdem gab es noch einiges zu tun, Zeit um Luft zu holen und entspannen blieb nicht. Bereits im September fand der Musikvideodreh unserer Single “Thunderstorm” statt (genauere Informationen hierzu findest Du demnächst in einem weiteren Erfahrungsbericht), bei welchem auch Fotos entstanden, die später sowohl das Single- als auch das CD-Cover zierten. Die Bearbeitung der Fotos übernahm eine liebe Bekannte von uns.

Als das Mastering und die Gestaltung des CD-Covers fertig war und wir die Auslieferungsgenehmigung zurückbekommen hatten  haben wir die CDs in Auftrag gegeben.

(Für ein Musikvideo, fragt auch hier Euren Produzenten. Alternativ ist die Seite backstagepro.dewieder gut zu empfehlen.
Kennt Ihr jemanden, der sich mit Grafikbearbeitung auskennt? Falls nicht, gilt auch hier der vorherige Satz :))

Veröffentlichung

Heutzutage produziert man nicht nur eine EP oder ein Album. Vorab wird auch immer eine Single (oder mehrere) veröffentlicht. Wir wollten zum Ende des Jahres 2019 (über ein Jahr nach der ersten Kontaktaufnahme von Stefan) das erste Ergebnis präsentieren.

Sobald der 13. Dezember als Single-Release-Day feststand, fingen wir an, 4 bis 5 Wochen vorher verschiedene Radiostationen in ganz Deutschland anzuschreiben, damit diese unseren Song spielen.
Die Universität Bielefeld und u. a. auch der WDR 2 sind unserer Bitte gefolgt und haben “Thunderstorm” mit ihren Hörern geteilt. 

In Zeiten von Digitalisierung war es jedoch das Wichtigste, unsere Songs auf die gängigen Streamingplattformen zu bekommen, was leider nicht ohne weiteres geht. Hierbei sind Musikvertriebe das Stichwort – diese können Deine Songs auf vielen Plattformen hochladen. Natürlich nicht kostenlos, aber zu einem fairen Preis. 

Wir haben unser Single-Release im November bestellt, die Songs der CD zogen im Dezember nach. Durch diesen Prozess haben wir Zugänge als Künstler bekommen, durch die es beispielsweise möglich war, unsere eigene Spotify-Seite zu gestalten. Durch die frühzeitige Bestellung kann der Musikvertrieb die Songs z. B. Spotify und itunes rechtzeitig hochladen. 

Ist das geschafft, kann man sich eigentlich weitgehend zurücklehnen – wir wollten jedoch mehr! 

Die Bandaktion von WDR 2, bei welcher jeweils drei Newcomer-Bands ins Rennen gehen, erschien uns eine gute Möglichkeit, unsere Single und damit auch uns bekannter zu machen.
Wir hatten Glück, unsere Bewerbung wurde angenommen und “Thunderstorm” wurde bei WDR 2 gespielt. Im Anschluss folgte online die Votingphase und was sollen wir sagen? Wir wurden von den WDR 2-Hörern im Januar 2020 zur besten Band im Westen gewählt. :)
Durch diesen Erfolg konnten wir einige CDs sogar NRW-weit verschicken.

Release-Party

Plakat Release Party kleinAm 7. Februar wollten wir unsere CD veröffentlichen. Stefan legte uns nah, zu diesem besonderen Tag ein Konzert zu veranstalten. Gesagt, getan!

First Step in der Planung war die Suche nach einer Location. Schnell kam uns “Die Weberei” in Gütersloh in den Sinn, die wir durch einige Auftritte bereits kannten.
Das Licht wurde durch einen Bekannten organisiert und Stefan mischte uns ab. Natürlich wollten wir es dann richtig krachen lassen und hatten extra einen Beamer sowie eine große Leinwand besorgt, um unser Musikvideo, das dazugehörige Making-of und sogar Einblicke in die Produktion der CD zu zeigen, was uns durch die guten Kontakte von Laura ermöglicht worden war.

Eintrittskarten wurden gedruckt, T-Shirts mit dem CD-Cover bestellt. Alles war bereit für einen schönen Abend, um den Abschluss einer langen Reise zu feiern.
Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass unser Release-Konzert kurz vor der Pandemie stattfinden wird. Vielleicht hätten wir es sonst noch mehr genossen.

Fazit

Klar, wir sind immer wieder auf Hürden gestoßen, die es zu bewältigen galt. Im Internet findet man zwar viele Informationen, aber teilweise sind diese widersprüchlich. Die Kostenfrage war beispielsweise nie beantwortet – daher übernehmen wir das mal, um auch Dir mal eine Zahl zu nennen, damit Du weiß, in welcher Größenordnung so eine Produktion liegen kann.

Alles in allem haben wir knapp 4.000 € bezahlt. Hört sich viel an, ist auch viel – viel enthalten! Die kompletten Aufnahmen inkl. der Testaufnahme, das Mastern, die Kosten beim Musikvertrieb, die CD-Pressung, die Covergestaltung sowie die Promotion, das Bedrucken der T-Shirts sowie die Organisation rund um die Release-Party.

Die Kosten variieren selbstverständlich, uns war jedoch eine gute Qualität wichtig. Vergessen darf man aber auch nicht die Einnahmen durch den Ticketverkauf, die T-Shirts und die CDs. Einnahmen auf den Streaming-Plattformen gibt es natürlich auch… kleines Beispiel: durch Spotify konnten wir uns immerhin ein Eis zu fünft teilen. Nichtsdestotrotz darf man sich nicht immer auf die Kosten beziehen. Es ist eine Investition – in die Zukunft. So konnten wir einige der Konzerte organisieren, die wir sonst nicht bekommen hätten.

Wäre Corona nicht gewesen, hätten wir uns Ende 2020 bestimmt Gedanken zu einer neuen CD gemacht. Doch durch die 9 bereits geplanten, jedoch ausgefallenen Konzerte sind wichtige Einnahmequellen weggefallen, die dadurch unseren Wunsch erst einmal nicht mehr möglich machen. Wir bleiben aber positiv und werden hoffentlich noch viel weitere Erfahrung bekommen und weitere CDs produzieren.

Wir hoffen, Dir hat dieser Erfahrungsbericht gefallen und auch geholfen, ein wenig Klarheit in Sachen CD-Produktion zu erhalten.